Der Hauptgrund fürs genervt oder unglücklich sein ist oftmals nicht die Situation an sich, sondern wie wir mit dieser Situation umgehen. Wie wir sie wahrnehmen, bewerten oder verurteilen, uns wehren, dagegen kämpfen, sie kontrollieren und ihr unseren Willen aufzwingen wollen.
So entsteht viel Stress, Leid oder Streit. Oftmals völlig unnötig. Und das kostet so viel Energie und blockiert uns darüber hinaus auch für den souveränen, positiven wie auch kreativen Umgang mit Situationen. Gerade, wenn sie herausfordernd sind.
Doch was ist die Lösung für mehr Leichtigkeit?
Für mich waren es in diesem Jahr vor allem Geduld und Gelassenheit. Wie für so viele, hat es 2023 auch für mich ganz schön in sich gehabt. Zum einen gab’s da viel Bürokratie und Organisatorisches bezüglich meiner endgültigen Auswanderung nach Kroatien und Firmengründung in Dalmatien. Dinge, die ich nie zuvor gemacht habe, null Erfahrung, teilweise Bammel, viele Fragezeichen und stellenweise natürlich auch ganz andere Abläufe und „special effects“. Anderes Land, andere Sitten – und ich spreche die Sprache noch nicht fließend. Schlussendlich hat alles prima geklappt. Geduld und Gelassenheit waren die tragenden Säulen in diesem Prozess, basierend auf dem Achtsamkeits-Prinzip „es ist, wie es ist.“ Und es wird, was es wird – durch deine Gedanken, Emotionen und der daraus resultierenden Haltung und Handlung …
Zum anderen waren da heftige Long Covid-Schübe, die mich wochenlang und immer wieder körperlich hart ans Limit und auch in die Notaufnahme gebracht haben. Ja, ich hatte andere Vorstellungen und Pläne für den Sommer. Privat wie beruflich. Doch „jebiga“, wie wir in Dalmatien sagen. Es kam eben anders. Geduld und Gelassenheit haben mir auch in dieser Zeit immens Kraft gegeben. Ebenso Akzeptanz. Und kein unnötiger „brainfuck“. Es ist, wie es ist. Und es ist so wichtig, welche Geschichten wir uns selbst erzählen. Sie entscheiden maßgeblich über Glück oder Unglück. Über Verzweiflung oder Hoffnung. Über Freiheit oder Gefangenschaft. Über Kraft oder Lähmung.
Geduld und Gelassenheit – auch im zwischenmenschlichen Bereich absolute Gamechanger und Leichtermacher. Die meisten Spannungen in Beziehungen jedweder Art entstehen doch, weil wir konkrete Erwartungen oder Vorstellungen davon haben (ob nun bewusst oder unbewusst), wie unser Gegenüber zu sein oder sich zu verhalten hat. Wir verlieren die Akzeptanz sowie Toleranz fürs Individuum. Lassen nicht genügend Raum für Andersartigkeit. Blicken mit der egogetrimmten Brille auf den anderen. Fragen, um zu antworten – nicht, um wirklich hin- und zuzuhören. Legen die Schablone unseres eigenen kleinen Kosmos drüber. Und sind dann verwundert, gestresst oder sogar entsetzt, wenn’s tight wird. Wenn es zu Spannungen und Konflikten kommt. It takes two to tango.
Warum schreibe ich diese Zeilen? Weil gerade zur Advents- und Weihnachtszeit zumeist Hochkonjunktur für tighte (zwischenmenschliche) Situationen und jede Menge Stress herrscht. Alle Jahre wieder. Fest der Liebe? Well …
Wie ich durch diese Zeit beim Heimaturlaub bei meiner Familie in Deutschland gehe? Du kannst es bestimmt schon erraten: mit Geduld und Gelassenheit. Und die brauche ich zum Beispiel, wenn ich im Elternhaus (da wohne ich beim Heimatbesuch) mit 47 Jahren wieder wie 19 behandelt und auch entsprechend kontrolliert werde. Die Besprechung des Weihnachts-Menüs. Ein Staatsakt bei uns. Schließlich muss es für alle passen. Also für die Fleischesser, Vegetarier, Veganer, Allergiker und die „Ich-mag-das-aber-nicht“. Animositäten und special effects in meinem Clan? Jede Menge. Inklusive der meinen.
Oder ungestört arbeiten – eine Herausforderung daheim. Gerade mein Vater hat ein Riesentalent dafür, in online Coachings-Sessions reinzuplatzen oder mir ständig etwas mitteilen zu müssen, wenn ich konzentriert und mit vorheriger Ansage am Rechner sitze. Wie etwa gerade eben, da ich für euch diesen Blogartikel schreibe …
Der früheren Vanessa wäre definitiv irgendwann der Kragen geplatzt. Heute nehme ich es gelassen(er) und habe Geduld mit ihm. Er macht das nicht mit Absicht oder meint es böse. Er ist einfach so und vergisst auch inzwischen manchmal etwas. Geduld habe ich (meistens) auch mit meiner Mami. Sie ist die Weltmeisterin der „ausschweifenden und dabei alle Umwege nehmenden Erzählung“. Doch weißt du was? Ich bin mir in solchen Momenten darüber bewusst, dass meine Eltern nicht ewig leben werden und unsere gemeinsame Zeit gezählt ist. Es wird also definitiv der Moment kommen, in dem ich mich nach ihnen und diesen Momenten zurücksehnen werde. Und gibt es da nicht noch das schöne Sprichwort: „Wie erwachsen und wie weit du in deiner Persönlichkeitsentwicklung wirklich bist, zeigt sich dann, wenn du Zeit mit deinen Eltern verbringst.“ Hell yeah, Baby …
Ich wünsche dir auf jeden Fall, dass du eine schöne und harmonische Zeit hast. Mit der Familie. Mit dir selbst. Und nicht nur an Weihnachten. Geduld und Gelassenheit haben es echt drauf. Vielleicht machen sie künftig auch dein Leben etwas leichter und fröhlicher.
Alles Liebe
Deine Vanessa

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